Montag, 29. Mai 2017

Bildweben - 28. Mai 2017

Tja, die Bildweberei ist so ganz anders als die uns vertraute Flachweberei. Ist sie in Frankreich wohl ein eingenständiger Ausbildungsberuf, ist sie hier in Deutschland ausbildungstechnisch eher ein Stiefkind und wird in der Weber/innen-Ausbildung nur sehr kurz am Rande abgehandelt.

Definition der  Bildwirkerei laut wikipedia:
Bei der Wirkerei werden die farbigen Schussfäden nur bis zum Rand der in der Vorlage vorgegebenen Farbfläche hin- und zurückgewirkt, während sie bei der Weberei durch die gesamte Webebreite, von einer Kante zur anderen eingeschossen werden. Mit Bildwirkerei bezeichnet man sowohl die Technik als auch das Produkt. Die Herstellung eines gewirkten Bildes ist nicht maschinell möglich, es kann nur manuell gefertigt werden.

Vom französischen Wort tapis (Teppich) abgeleitet kennen wir auch den Begriff der Tapisserie, was das gleiche meint wie Bildwirkerei. Spricht man hingegen von einem Gobelin, muss es sich streng genommen um eine Arbeit aus der traditionsreichen 1607 in Paris gegründeten Manufacture nationale des Gobelins handeln. 

Und dann gibt es noch die Gobelin-Technik, und in diese hat Gerda uns ein wenig eingeführt:
  • alle Schussreihen sind gleichmäßig gefüllt
  • die einzelnen Schüsse werden formabhängig eingetragen
  • Motive mit gleicher Höhe weisen eine identische Schussdichte auf
  • Kette und Schuss kreuzen im rechten Winkel
  • alle Schussreihen sind waagerecht ausgerichtet
Im Gegensatz dazu ist in der sogenannten freien Bildweberei, wie der Name schon sagt, alles möglich: unterschiedliche Schussdichten, freie Kettfädenbereiche, an Formen entlanglaufende Schusseinträge, ...

Zunächst hatte Marion für uns an ihrem inzwischen fertig geknüpften Teppichgewebe einen möglichen Abschluss vorbereitet, der auch in der Bildweberei Anwendung finden kann (unten, Mitte und rechts): Die Kettfäden werden so lang abgeschnitten, dass der Rand noch gut verknotet werden kann. Bei den "Fenstern" werden die  Schussfäden ober- und unterhalb der Fenster zusammengeschoben, so dass in dem Zwischenraum eine Gewebefläche entsteht, und sich rechts und links davon jeweils die Schlaufen bilden. Anschließend wird die gesamte Kante genkotet/versäubert und nach hinten umgelegt. So ist am oberen Geweberand eine Schlaufenreihe entstanden, durch die dann ein Aufhänge-Stock geschoben werden kann. Wenn man weiß wie es geht, ist fast alles einfach!


Aber dann ging es zur Sache. Gerda hatte jede Menge Literatur zum Thema mitgebracht, Webbeispiele aus ihrem Fundus und ein paar einfache Webgeräte zum Ausprobieren vorbereitet.




Links im Bild ein Wandbehang von Agnes, die auch einiges aus ihrem Fundus mit dabei hatte. Rechts unten kann man eine Umsetzung vom Entwurf zum sogenannten Karto sehen:
eine Vorstellung oder Inspiration wird in eine Vorlage umgesetzt (Wassermalbild), diese Vorlage wird durch Reduktion auf die Linienführung auf die endgültige Vorlage übertragen, den sogenannten Karton. Dieser kann dann einfach hinter die Kette gelegt werden (hier so gemacht), kann auf die Kettfäden mit Tusche übertragen werden, auf Vlieseline übertragen werden und hinter die Kette gespannt werden, .... Wie immer führen auch hier viele Wege nach Rom.

Jetzt muss ich noch einmal Tja sagen. Denn wer hier Bilder von unseren angefangenen Bildgeweben sehen möchte, den muss ich leider enttäuschen, wir haben schlichtweg vergessen, Fotos zu machen.
Und überhaupt ist das gar nicht so einfach mit der Bildweberei. Wie bei allen anderen Handwerken macht auch hier Übung den/die Meister/in!

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